Zürcher Finanzbrief Ausgabe 23/24
Der Zürcher Finanzbrief vom 06. November 2024
Die Wall Street wird sich nach der Wahl neu sortieren. Unabhängig davon, wer als nächster US-Präsident gewählt wird. Denn die Wetten wurden im Vorfeld gemacht und die Börse wird nun auf das Ergebnis zu reagieren haben. Im Grundsatz gilt: «Buy the rumor, sell the news».
Der Beginn der Trump-Rallye war bereits im vergangenen Herbst. Ich hatte Sie schon auf die Unterschiede zwischen 2016 und 2024 hingewiesen. Vor acht Jahren war der Wahlsieg von Donald Trump eine Überraschung und die Wall Street preiste nach der Wahl ein, was der Präsident für die Wirtschaft bedeuten wird. Das ist 2024 selbstverständlich genau andersherum: Die Börse hat in den vergangenen 12 Monaten eingepreist, was sie von Trump - und im Zweifel von Harris - zu erwarten hat.
Die Wetten tendieren ganz klar zu Trump. Am stärksten als Biden noch im Rennen war. Nach dem Kandidatenwechsel und dem zwischenzeitlichen Umfragehoch von Harris verloren die Trump Favoriten deutlich an der Börse, doch diese Delle wurde inzwischen mehr als ausgeglichen. Mit einem Kurssprung des Marktes bei einem Wahlsieg von Trump zu rechnen, ist daher etwas zu optimistisch.
Die Wall Street läuft in eine Phase der Neuorientierung hinein. Kurzfristig ist erst einmal offen, wie deutlich der Vorsprung des Wahlsiegers sein wird. Kommt es zu einem Patt oder liegt der Sieger nur knapp vorne, wird es zu einem juristischen Nachspiel kommen. Sowohl Demokraten als auch Republikaner haben sich hierfür bereits in Stellung gebracht. Das wäre das ungünstigste Szenario für den Aktienmarkt, da dann erst einmal Unsicherheit herrscht.
Siegt Kamala Harris, wird sich der Kapitalmarkt mit den Plänen der Demokraten näher beschäftigen müssen. Die bisher jedoch sehr vage sind. Harris wich bis zur Wahl allen Fragen nach Details zu ihrer Politik aus. Wir wissen lediglich, dass Themen wie Steuererhöhungen für Unternehmen und Leistungsträger auf die Agenda kommen werden, wie auch gesteigerte Massnahmen zur Einhaltung von Klimazielen und Regulierungsdruck für die Pharmakonzerne. Subventionen soll es für den Bausektor geben. Dieses Wunschkonzert der Demokraten müsste dann noch durch den Kongress, der im Zweifel die ärgsten Spitzen abfangen würde.
Wo Harris zu wenig sagt, sagt Trump zu viel. Je nach Publikum hat Donald Trump im Wahlkampf einen ganzen Strauss an Erleichterungen versprochen, die aber unmöglich alle umzusetzen sind, noch durch den Kongress gehen werden. Aber seine Stossrichtung ist offensichtlich: Geringere Steuerbelastungen und sinkende Regulierung im Inland, während dem Aussenhandel erneut unruhige Zeiten bevorstehen würde. Trump hat mehr als deutlich gemacht, dass er die Attraktivität des US-Binnenmarktes nutzen wird, um Unternehmen zu zwingen, im Inland zu produzieren. Wer weiterhin in einem Niedriglohnland produziert und in die USA exportiert, soll diesen Vorteil über Zölle verlieren. Klingt oberflächlich gut, aber der Erfolg der US-Wirtschaft basiert auf freiem Handel, den Trump damit einschränken würde.
Die Themen der aktuellen Ausgabe:
- Negative Überraschungen bei den Big Techs.
- Deutlicher Abgabedruck in Frankfurt.
- Abgaben belasten ATX - SMI hält sich noch
- Die Börse aus Sicht von Trump und Harris.
- Die Gewinner und Verlierer nach der Wahl.
- China auf dem Sprung.
- Energie in der Defensive.
- Charttechnik
- Adidas bekommt wieder Traktion.
- HeidelbergMaterials: Stop-Buy-Limit in greifbarer Nähe.
- Roblox jagt die Short-Seller.
- Trading
- Spekulation auf K+S läuft.
- Stop-Loss-Limits: Update
- Konservatives Musterdepot: Update
- Spekulatives Musterdepot: Update
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