Zürcher Finanzbrief Ausgabe 05/25
Der Zürcher Finanzbrief vom 05. März 2025
Europa ist nicht vorbereitet. Die Politik hat uns das ganze Jahr 2024 über beteuert, dass man auf eine potenzielle zweite Amtszeit von Donald Trump vorbereitet ist. Die Gegenwart zeigt nun, dass dies offensichtlich nicht der Fall ist. Obwohl schon aus der ersten Amtszeit bekannt war, dass Trump sich nicht an die üblichen Spielregeln hält, sondern seine eigenen Regeln macht und dann versucht, alle zu zwingen, sich diesen zu unterwerfen, präsentiert sich Europa völlig konzeptlos und kopflos. Wer den Schuss noch nicht gehört hat, dem sei gesagt:
Ab hier kämpft jeder für sich. Eines der Kernelemente der europäischen Argumentationskette war im vergangenen Jahr, dass man geschlossen als Gemeinschaft zusammenstehen und damit als Einheit erfolgreich Gespräche mit Washington führen wird. Doch es gibt keine Einheit. Trump verhandelt nur mit gewählten Regierungsspitzen. Warum? Er verabscheut die multilaterale Welt und hat seine wichtigsten Erfolge mit bilateralen Verhandlungen erreicht. Davon wird er in Zukunft nicht abweichen.
Das Motto heisst bekanntlich «America First». Und das wird mit beeindruckender Konsequenz umgesetzt. Was umgedreht selbstverständlich auch bedeutet, dass alle, die von der bisherigen imperialistischen Strategie der Amerikaner profitiert haben, nun auf sich selbst gestellt sind. Darüber kann man klagen. Man kann es aber auch als Chance begreifen, sich wieder auf seine eigenen nationalen Stärken und Potenziale zu fokussieren. Und aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet, haben die Schweiz und Deutschland eine sehr gute Positionierung.
Trump zwingt Europa über Nacht erwachsen zu werden. Wenig freundlich wird man nun von der Unterstützung und dem Schutz der Amerikaner abgenabelt. Der Erfolg der kommenden Jahre liegt nun darin begründet, wie schnell und flexibel Europa sich auf dieses radikal veränderte Umfeld einstellt. Und das geht nur, wenn Deutschland vorangeht. Denn:
Die deutsche Volkswirtschaft ist das wichtigste Asset, das die Europäer haben. Im Hinblick auf die Wirtschaftsleistung rangiert man weltweit auf Platz 3. Mit umgerechnet 4,59 Billionen US-Dollar jedoch weit abgeschlagen hinter China (18,53 Billionen US-Dollar) und den USA (28,78 Billionen US-Dollar), aber sehr dicht vor Japan (4,11 Billionen US-Dollar). Ob Deutschland mit diesem Gewicht ein Wachstumsmagnet oder Ballast für Europa ist, hängt nur davon ab, welches Momentum man ihm verleihen kann.
Aktuell ist Deutschland noch ein Ballast für Europa, was im Kern in den Restriktionen der Politik Berlins begründet ist. Daher kommt der neuen Bundesregierung eine derart hohe Bedeutung zu: Will und wird sie die deutsche Wirtschaft von den wachstumsfeindlichen Strukturen befreien oder setzt man den Status quo fort, dann aber allein, ohne die Protektion der Amerikaner?
Die Themen der aktuellen Ausgabe:
- New York ist im ersten Anlauf gescheitert
- MAG Seven offiziell im Bärenmarkt
- Frankfurt eilt derweil von Rekord zu Rekord
- Zürich profitiert vom EU-Handel und setzt ein neues Allzeithoch
- Nestlé, Holcim und Lindt & Sprüngli im Fokus.
- ATX hat sich freigeschwommen.
- Break bei Telekom Austria.
- Lässt Europa die Inflation hinter sich?
- Der Frieden wird zu sinkenden Energiepreisen führen.
- Das Ende der Russland-Sanktionen wird die Trends in Europa neu setzen.
- Renaissance der fossilen Energie
- BP ist nicht aggressiv genug.
- Ist OMV ein Kauf?
- China AI-Offensive: Bedrohung für den Westen?
- Was passiert, wenn China AI auf den Markt dumped?
- Brüssel beendet den Kampf gegen die Autoindustrie.
- Aufatmen bei BMW und Volkswagen. Kopfschmerzen hingegen in Stuttgart.
- Berlin: Ist das geplante "Sondervermögen" eine Scharade?
- Käufe
- Schaffen die Deutsche Post Aktien den Break?
- Baidu: Chance oder Risiko?
- Stop-Loss-Limits: Update
- Konservatives Musterdepot: Update
- Spekulatives Musterdepot: Update
Für diesen Inhalt benötigen Sie ein Abonnement
